
Die folgende Bilddokumentation zeigt die Entwicklungsstadien eines Lehmofens für Töpferbrände mit überschlagender Flamme.
Der Ofen wurde nach folgenden Kriterien geplant:
- Die Brennkammer, in der sich die rohen Tongefäße und -objekte befinden, liegt oberhalb des Feuerraumes. Durch den langen verschlungenen Flammenweg bleibt die Hitze länger im Ofen als bei einem Ofen mit direkt aufsteigender Flamme.
- Vorteile gegenüber einem Ofen, bei dem Feuerraum und Brennraum direkt hintereinander liegen:
1. Das Brenngut wird auch von unten geheizt, dadurch soll verhindert werden, dass Sprünge durch einen kalten Ofenboden in den Gefässen entstehen.
2. Die Flammen werden vom Brenngut fern gehalten. (Durch zu frühen direkten Kontakt des Feuers mit dem Brenngut kann dies – abhängig vom verwendeten Ton – ebenfalls leicht zerspringen).
- Die Wand des Ofens wurde in mehreren Schichten aufgebaut: Eine Sandlehm-Schicht und darüber eine Stroh-/Heulehm-Schicht. Die Sandlehm-Schicht soll die Hitze speichern, die Strohlehm-Schicht isoliert nach aussen. Ein Nachteil dieser Bauweise ist allerdings, dass die Sandlehm-Schicht viel Holz braucht, um aufgeheizt zu werden – besonders beim ersten Brand; gebrannter Lehm (Keramik) lässt sich schneller aufheizen. Ein Töpferbrand benötigt die Hitze des Augenblicks, nicht die Speicherhitze; demnach wäre es vielleicht besser, nur Strohlehm zu verwenden (nächstes Mal …).
Wer sich über verschiedene Ofenbauweisen und Brennverfahren genauer informieren möchte, findet im Anschluss an diese Doku einige Literaturtipps.
Klick auf Bild 1 für die Galerie-Ansicht und zum Kommentieren einzelner Bilder.
- 1. Zunächst muss das Baumaterial für den Ofen herbei geschafft werden: Lehm und Sand. Später wird noch Stroh-oder Heuhechsel benötigt.
- 2. Lehm und Sand werden vermischt – fleissig stampfen!
- 3. Aus der Lehm-Sand-Mischung werden jede Menge Bälle geformt.
- 4. Ein Platz für den Ofen wurde bereits vorbereitet. Die Aschegrube wurde mit Steinen ausgekleidet.
- 5. Der Boden des Feuerraumes: Aschegrube (vorn) und Rillen zur besseren Luftzirkulation. Sinnvoll wäre es gewesen, ein Steinfundament unter den Ofen zu bauen, damit die Bodenfeuchte nicht in den Ofen kriecht (nächstes Mal!).
- 6. Bau der Feuerkammer: Ein Erdballen stützt das spätere Abzugsloch. Das Tretbrett einer alten Pfaff- Nähmaschine dient als Feuerrost.
- 7. Die Feuerkammer ist fast fertig. Eine zweite Mauer – für den Brennraum – wurde bereits angefangen. Ein alter Topfdeckel dient als Feuerraumtür. Darunter: Eine „Lehmschublade“ für die Regelung der Luftzufuhr.
- 8. Der Boden der Brennkammer wurde geglättet, damit die Tonobjekte gut stehen können. Schornstein und Brennraumtür deuten sich bereits an. Da der Lehm zum Rumexperimentieren nur so einlädt, kommt schon mal so was wie die etwas verspielte Flammenbremse (hinten) zu Stande.
- 9. Die Türöffnungen sind mit einer Kante versehen, in denen die Tür bzw. der Topfdeckel aufliegen.
- 10. Hier dürfte deutlich werden, wie viele Lehmbälle für ein solches Unterfangen benötigt werden …
- 11. Die ersten Strohlehm-Schichten wurden aufgetragen. Ein altes – erweiterungsfähiges (s. u.) – Abzugsrohr wurde in den Schornstein integriert und mit isolierendem Strohlehm bestrichen und befestigt.
- 12. Auf die Strohlehm-Schichten wurde noch eine feine Sandlehm-Schicht aufgetragen. Rechts über der Brennraumtür: Ein Guckloch – verschlossen mit altem Teekannendeckel – zum beobachten der Brenntemperatur. Erste Brennprobe: Der Ofen zieht prima ! Jetzt braucht er nur noch ein richtiges Dach, denn Regen weicht den Lehm wieder auf. Fraglich ist auch, ob er den Winter übersteht …
Update August 2003 (ein Jahr später)
Der Lehmofen hat den Winter – in Plane eingewickelt – unerwartet gut überstanden.
Die nächsten Bilder zeigen das Innere des Lehmofens. Deutlich sind
noch die Spuren des Schwarzbrandes zu sehen, der in einer weiteren Doku beschrieben wird.
- Ausgang zum Schornstein
- Öffnung zur Feuerkammer
- Der Blick in die Feuerkammer zeigt, wie gut die Ofenausmauerung „verziegelt“ ist – zu erkennen an der Rotfärbung und am Klang.
Update April 2007: … und vergeht
Ein Dach hat der Ofen nicht mehr bekommen.
2007 wurde eine Kräuterspirale daraus.
Folgende Hefte / Bücher habe ich in erster Linie zu Rate gezogen:
- Kuhtz, Christian: Die fahrende Töpferwerkstatt. Ton finden, waschen, formen & brennen auch als Handwerk zum Leben auf großer Fahrt. Handwerk-Heft 1 der Reihe Einfälle statt Abfälle. 3. Auflage. Brodersdorf 1999. ISBN 3-924038-48-1*
- Kuhtz-Kunow, Christian; Kunow, Imke: Öfen ganz aus Lehm gebaut! Einfache und ursprüngliche Lehmbauweisen aus Stampflehm, Graslehm, oder Lehmbällen für Herde, Kuppel- und Gewölbeöfen zum Backen, Kochen und für Töpferbrände. Ofenbau-Heft 6 der Reihe Einfälle statt Abfälle. Brodersdorf 1996. ISBN 3-924038-44-9.*
* Bezugsquelle für die obigen Hefte: Einfälle statt Abfälle
- Perryman, Jane: Rauchbrand-Töpferei. Eine Einführung in die verschiedenen Techniken. Bern, Stuttgart, Wien, o. J. ISBN 3-258-05240-9. (S.90-98).
Interessante Artikel über verschiedene Öfen finden sich in den Workshop-Heften 1-3 der Reihe Neue Keramik:
- Weiss, Gustav (Hg.): Neue Keramik Workshop I. Berlin 1989. ISBN 3-9802217-8-4.
Arbeitstechniken und Brennverfahren von TöpferInnen und KünstlerInnen aus verschiedenen Ländern werden vorgestellt.
- Weiss, Gustav (Hg.): Neue Keramik Workshop II. Berlin 1996. ISBN 3-9802217-9-2.
Ein Kapitel zum Thema Öfen und Brennen; u. a. „Primitive Öfen aus Lehm“ (S.110f.)
- Weiss, Gustav (Hg.): Neue Keramik Workshop III. Berlin 1995. ISBN 3-9802217-8-4.
Ein Kapitel von Helmut Rohde: Öfen und Brennen. (S.241-246) – Über verschiedene Ofentypen, Materialien, Brennstoffe und wärmetechnische Überlegungen.
Ein interessantes Buch fiel mir jüngst in die Hände:
- Hofmann, Angelika: Ton. Finden-Formen-Brennen. Köln 1982.
Ofenbau mit Lehm- und Ackerboden.
Dieser Beitrag ist eine etwas abgewandelte Wiederveröffentlichung von meiner alten Webseite.
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